29. Mai 2020

Eine VideoBrücke, die aus der Einsamkeit führt

Das Besuchsverbot ist in der Corona-Krise für Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte eine enorme Belastung. Die Projektinitiative „VideoBrücke“ bietet eine Lösung.

Zwei Monate kein Treffen mehr; die Feier zum 90. Geburtstag hat ausfallen müssen. Dann hat die Patientin endlich Besuch von ihrem Sohn bekommen können – per Videotelefonat. „Wir sind so glücklich, dass wir uns wiedersehen konnten“, so der Sohn nach dem Besuch. Denn im Dortmunder Hüttenhospital, in dem seine Mutter behandelt worden ist, gilt nach wie vor das Besuchsverbot. Alles andere wäre in dem Zentrum für Altersmedizin zu riskant.

In vielen anderen Kliniken und Pflegeheimen sind Besuche in Corona-Zeiten nach wie vor nur sehr eingeschränkt möglich. Das ist für Bewohner und ihre Angehörigen eine enorme Belastung. Hilfe will im Ruhrgebiet und Westfalen-Lippe die Projektinitiative „VideoBruecke“ leisten, ein Zusammenschluss verschiedener Akteure im Gesundheitswesen.

Ziel ist es, Pflegebedürftige, Familien und Freunde über Videogespräche wieder zusammenzubringen und ihnen zu ermöglichen, miteinander zu reden und einander zu sehen.

Die erste VideoBrücke ist nun in Dortmund im Hüttenhospital errichtet worden:

„Wir sind so glücklich, dass wir uns wiedersehen konnten.“

Herwart Heuner hat seine Mutter per VideoBruecke im Hüttenhospital Dortmund besucht

„Für uns Mitarbeiter ist es eine Freude zu erleben, wie glücklich die Patienten sind, wenn sie ihre Familie sehen.“

Miriam Koch, Team Familiale Pflege im Hüttenhospital Dortmund

Doch nicht nur für Partner, Kinder und Enkel, Freunde ist die Videobrücke eine enorme Erleichterung, sondern auch für Pflegekräfte: „Die Ablenkung tut den Patienten sichtlich gut“, so Annika Rusert vom Hüttenhospital. „Wir tun zwar alles, um während des Besuchsverbots das Bedürfnis nach Gesprächen und Nähe zu stillen, aber der Arbeitsalltag der Pflegkräfte ist nun einmal sehr eng getaktet und die Familie und gute Freunde können wir nicht ersetzen“, fügt sie hinzu.  Die Einsamkeit, die die Senioren dennoch verspüren, hat Folgen für deren körperliche und seelische Gesundheit – auch für diejenigen Angehörigen, die ohne den Partner zu Hause isoliert sind.

Mit einem Klick zu bedienen

Wie das Hüttenhospital will die Projektinitiative „VideoBrücke“ nun weitere Seniorenheime und Pflegeeinrichtungen im Ruhrgebiet und Westfalen-Lippe mit einem Tablet ausstatten, soweit keine eigenen Geräte verfügbar sind. So können Bewohner und Angehörige über eine App per Video miteinander sprechen und sehen, wie es dem anderen geht. Das Konsortium möchte eine ganz einfach zu bedienende Hard- und Software mit den dazugehörenden Services zunächst kostenlos anbieten. „Uns war ganz wichtig, dass der Pflegeprozess nicht gestört wird. Die Pflegenden müssen lediglich dafür sorgen, dass die Bewohner zu einem vereinbarten Termin mit dem Tablet ausgestattet sind“, versichert Thomas Horster-Möller, Mitglied der Projektinitiative und Vorstand der VIVAI Software AG.

Die Terminkoordination wiederum übernehmen Kontaktstellen außerhalb der Pflegeheime: Quartiersmanager oder Apotheken vor Ort. Angehörige haben zwei Möglichkeiten, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern in Kontakt zu treten: Wenn sie selbst ein Tablet oder Smartphone besitzen, können sie über die Kontaktstelle einen Besuchstermin buchen. Wenn sie nicht über ein Gerät verfügen, können sie zur Kontaktstelle gehen und von dort zu einem ausgemachten Termin per Videochat mit der Bewohnerin oder dem Bewohner kommunizieren.

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